BuiltWithNOF
No.41  bis  No.45

 

No. 41– Personen, Gruppen, Staaten als ‚Feind‘ dämonisieren; im internationalen System Kriegsvorbereitungen dann Kriegspropaganda und Krieg

________________________________________

Bedeutung (‚für sich‘)

Es geht hier um ein grundsätzliches, sozusagen übergeordnetes, Phänomen, das schon verschiedentlich en Detail angesprochen wurde. (Insbesondere No.09: Verfolgende Unschuld: Unterstellung von Bösartigkeit. No.38: politische Gegner ‚objektivieren‘. No.39: Primärprozess-Argumentation).

Die Dämonisierung besteht darin, dass ‚Der Feind‘ bestimmt werden muss - was der (Nazi-)Rechtsphilosoph Carl Schmitt als das Wesen des ‚Politischen‘ angesehen hat. Sofern man ‚den Feind‘ auf solcherlei verdinglichte Weise ausgemacht hat, bedeutet dies, ihm alle möglichen üblen Machenschaften und Verhaltensweisen (weitgehend ohne haltbaren Beweis) zu unterstellen.

Das politische Links-Rechts-Schema lädt dazu besonders prädestinierte Geister in politischen Krisensituationen ganz speziell dazu ein, jene verdinglichende Dämonisierung – völlig selbstverständlich – zu praktizieren. So wie das beispielsweise in der Weimarer Republik extrem der Fall war.

Haltlosigkeit (‚an sich‘)

    • Unwahre Tatsachenbehauptungen
    • Inflationärer Gebrauch der Fallacy: ‚Abusive [beleidigendes] ad hominem‘ (siehe No.06)
    • Die Objektivität der Darstellung wird durch diverse (zum Teil unbewusste) Tricks der Falschdarstellung des Sachverhaltes verhindert.

1. Beispiel

Die Partei AfD ist als ‚Feind‘ (im Rahmen der ‚Flüchtlingskrise‘ seit 2015) von den Links-Grünen erkannt, und wurde von ihnen dämonisiert - im Rahmen der allgemeinen „Populismus“-Hetzkampagne gegen sie

Partout unterstellen ‚die Links-Grünen‘ (SPD, Grüne, die Partei ‚Die Linke‘, auch Teile der CDU und FDP usw.) deswegen diesen ‚Rechtspopulisten‘ zwanghaft (und weitestgehend ohne haltbare Beweise): Hass gegen Ausländer schlechthin, und entsprechend ‚Rassismus‘ (vgl. No.38 Beispiel 3) Faschismus, Nazismus. Die Bundestagsabgeordnete der AfD, Dr. Alice Weidel,  AfD-Vorstitzende, wird beispielsweise als „Nazi-Schlampe“ tituliert, der thüringische Landtagsabgeordnete der AfD Höcke darf straflos als „Faschist“ bezeichnet werden.

2. Beispiel

Die anti-autoritäre Kindererziehung der linken 68er, und in diesem Zusammenhang speziell Cohn-Bendit, wurde von extremistischen Rechten dämonisiert

wie das hier zum Ausdruck kommt. Ihm persönlich wird „Sex mit Kindern“ in einem Frankfurter antiautoritären Kinderladen unterstellt und die antiautoritären ‘Kinderläden generell beschuldigt, die damaligen Kinder „wie Meerschweinchen ihren unverantwortlichen Experimenten ausgesetzt“ zu haben, und zwar „in dem sensiblen Bereich der Sexualentwicklung“, „den abstrusen marxistischen Thesen des verrückten Wilhelm Reich folgend“.

3. Beispiel

Feindbilder zwischen Staaten produzieren - Kriegsvorbereitung

<Vor allem vor und während kriegerischer Auseinandersetzungen schüren die machthabenden Eliten eines Staates bewusst und gezielt Feindbilder, um ihre Bevölkerung von der Richtigkeit des Krieges und der Bosheit des Feindes zu überzeugen.> (Wikipedia)

<Feindbilder sind wichtige Indikatoren für eine Konflikt-Eskalation hin zum Krieg> <Feindbilder treten häufig wechselseitig auf. Bsp.: Im Ost-West-Konflikt hatten die UdSSR und die USA ähnliche negative Bilder voneinander. Feindbilder können durch eigenes Verhalten − i. S. einer self-fulfilling prophecy − das erwartete Verhalten des anderen produzieren. Feindbilder können zu einer ungewollten Konflikteskalation führen: Eine Seite kann etwas zu ihrer vermeintlichen Verteidigung tun, was von der anderen Seite aber als Bedrohung wahrgenommen wird.> < (3) Schuldzuschreibung (Attribuierung): Dem Gegner wird einseitig die Schuld zugeschrieben für negative Ereignisse und Konflikte bis hin zum Krieg. (4) Doppelter Standard: Vergleichbare Handlungen werden unterschiedlich bewertet. Bsp.: Die eigene Rüstung dient der Verteidigung, die des Gegners bedeutet Kriegsvorbereitung> (Dorsch. Lexikon der Psychologie)

<Die psychologischen Mechanismen zur Vorbereitung von Kriegen ähneln sich: Durch selektive Informationen und/oder Propagandalügen wird ein Feindbild geschaffen bzw. intensiviert, das die Kernelemente Gefährlichkeit und Minderwertigkeit des Gegners enthält.> (Quelle: Gert Sommer, Feindbilder und Propaganda, in Friedensforum 1/2010)

(Siehe auch No. 30, Beispiel 1, Thema: Schuldfrage am Kriegsausbruch, Sender Gleiwitz; dort das Thema noch weiterführend in der Anmerkung.)

 

 

______________________________________

No. 42 – Whataboutism oder „Du aber auch“

______________________________________

Bedeutung (‚für sich‘)

Ein Argument wird dadurch ‚beantwortet‘, dass ungefähr folgendermaßen dagegen argumentiert wird: „Und was ist about euren/deinen Schandtaten?“ Deswegen die Formulierung ‚Whataboutism‘. Es geht darum, nicht auf das Argument einzugehen, sondern <die Position des Gegners zu diskreditieren, ohne seine Argumente zu widerlegen> (Wikipedia). Es handelt sich also um ein Ablenkungsmanöver. – Tatsächlich ist hier ein sozusagen intelligenter, fast immer gelingender ideologischer Abwehrmechanismus am Werk. Denn indem sich die Kontrahenten in die Ablenkung verstricken, wird das eigentliche Phänomen, um das es ursprünglich ging, nicht mehr behandelt.

Wenn der Gegen-Argumentierende, ohne vorher auf das Argument ernsthaft einzugehen, den Whataboutism als Gegen-Argument abfeuert, so bedeutet dies natürlich, dass der so Gegen-Argumentierenden die zu schützenden Verfehlungen relativ vernachlässigbar erscheinen lassen will. Andererseits zeigt die Heftigkeit der Abwehr gleichzeitig die Stärke der Betroffenheit.

Haltlosigkeit (‚an sich‘)

  • Verstößt gegen die folgende Pragma-Dialektische Regel: Ein Widerlegungsversuch muss sich auf denjenigen Standpunkt beziehen, der tatsächlich von der Gegenpartei in der Diskussion geäußert worden ist.
  • <Whataboutism ist ein Spezialfall des tu quoque (lat. du auch, Bezeichnung für einen Gegenvorwurf), das eine Unterart des Ad-hominem-Arguments ist.> (Wikipedia)

 

1. Beispiel

<Als klassisches und zum Sprichwort gewordenes Beispiel des Whataboutism

gilt der in der Sowjetunion als Erwiderung auf Kritik am Kommunismus (und dem GULAG-System) häufig geäußerte Satz „Und in Amerika lynchen sie Schwarze“.> (Wikipedia)

 

2. Beispiel

<Nach der Reichsprogromnacht schrieb die österreichische Volkszeitung

als Schlagzeile am 12. November 1938: „Londoner Hetze wegen Glasscherben. Aber kein Wort über zerstörte Araberdörfer! Wieder empörende Anpöbelungen in der jüdischen ‚Weltpresse‘.“> (Wikipedia)

 

3. Beispiel

Ein deutscher Staatsbürger mit pakistanischem Migranten-Hintergrund, Feroz Khan, betreibt einen YouTube-Kanal „Achse: OstWest“. Eine seiner Sendungen (01.11.18) lautete: “Aber Deutsche begehen doch auch Straftaten". Für ihn ist dieses gängige Gegenargument gegen die Behauptung von hoher Kriminalitätsrate von ‚Flüchtlingen‘, ein Whataboutism. – Was an den Whataboutismen problematisch ist, ist unter anderem die Ignoranz der Proportionen.

 

 

___________________________________________

No. 43 – Ignorantes Abschalten  (z.B. Ohren auf Durchzug stellen)

________________________________________________

Bedeutung (‚für sich‘)

 

Der bekannte US-Physiker Richard P. Feynman erklärt in seiner Vorlesung „QED. Die seltsame Theorie des Lichtes und der Materie“ (1983), welche verschiedenen Möglichkeiten die Zuhörer haben, mit seinem Vortrag bzgl. der Quanten-Elektro-Dynamik umzugehen:

<Schließlich gibt es die Möglichkeit, daß Sie das, was ich Ihnen sage, ganz einfach nicht glauben können. Sie können es nicht akzeptieren. Es paßt Ihnen nicht in den Kram. Sie lassen den Vorhang herunter und hören einfach nicht mehr zu. Ich beschreibe Ihnen die Natur, wie sie ist – und wenn Ihnen die Beschreibung nicht paßt, geben Sie sich auch keine Mühe, sie zu verstehen. Wir Physiker haben uns mit diesem Problem herumschlagen und einsehen müssen, daß es nicht darauf ankommt, ob uns eine Theorie paßt oder nicht. Sondern darauf, ob die Theorie Vorhersagen erlaubt, die mit dem Experiment übereinstimmen.> (Amazon Kindle Edition Position 179/186 von 249 des Probe-Exemplars).

Ich übernehme hier teilweise den Text von No. 46 „Gesinnungs-Exorzismus“, da hier die Bedeutung als ideologisches Argument großenteils auch für No. 43 dargestellt wird:

Abwehr unliebsamer Realität. Es geht hierbei um die systematische Vermeidung von ernsthafter Argumentation mit einem (angeblichen) Gegner. Jemand, der die falsche Gesinnung oder einfach nur die ungehörigen Argumente hat, sollte möglichst Redeverbot erhalten oder zumindest, wenn ihm schon erlaubt ist zu reden (beispielsweise im Parlament), sollte man ihm nicht zuhören oder gar mit rationaler Gegen-Argumentation ernst nehmen; ‚bestenfalls‘ sollte man dem ‚Gegner‘ mit irrationaler Pseudo-Argumentation entgegentreten. Es handelt sich außerdem um die autoritäre Praxis der Exklusion, der Ausgrenzung ‚schwarzer Schafe‘.

Haltlosigkeit (‚an sich‘)

Verweigerung der Informationsaufnahme und erst recht der Argumentation bzgl. eines Themas mit unliebsamer Realität.

1. Beispiel

<Dr. Gottfried Curio hatte den ersten Satz seiner gestrigen Bundestagsrede noch nicht beendet,

da zog es die amtierende Regierungschefin und Noch-CDU-Vorsitzende vor, lieber schnell ihren Platz in der Regierungsbank zu verlassen. Sie können hier sogar sehen, wie sie durchs Bild läuft respektive „sich davonstiehlt“, wie Curio es sofort in seine Rede aufnahm...>

(Aus „Philosophia Perennis“ 01.12.2018 mit dem Titel: „Migrationspakt-Debatte: Merkel flüchtete, als AfD-Politiker Curio seine Rede begann“ {dieser Artikel ist dort leider nicht mehr auffindbar, 14.02.22}). [Der Artikel meint diese Rede von Curio im Bundestag: <Der Migrationspakt ist ein Trojanisches Pferd! – Gottfried Curio – AfD-Fraktion im Bundestag>. (Lässt sich offenbar nur noch über Google und nicht mehr per Link aufrufen – ein Schelm, wer Böses dabei denkt!)]

2. Beispiel

Eine Frau X schreibt folgendes in einem YouTube-Kommentar:

<Die AfD’er und anderes rassistisches Gesocks vergiften jede vernünftige Diskussion sofort mit ihren Hetzreden. Jeder, dem die Werte des Grundgesetzes etwas bedeuten, muss dann natürlich sofort in die Solidarität gegen den Faschismus gehen, und den Betroffenen beispringen. Das ist gut und richtig, hat allerdings auch eine fatale Nebenwirkung: Durch die notwendige Polarisierung findet auch in der breiten Bevölkerungsmehrheit, der (zumindest offener) Rassismus fremd ist, und ihren Medien und Gremien eine rationale Auseinandersetzung mit offensichtlichen Problemen nicht mehr statt. Wer ein solches Thema anspricht, gerät leicht in den Verdacht, „eigentlich“ doch ein Rassist zu sein. Kritik an Lösungsvorschlägen wird oft nicht mehr sachlich vorgetragen, sondern ad hominem. Praktisch führen also gerade die Hetzreden der AfD’er u.ä. zu „Sprechverboten“, die sie dann lautstark beklagen können und mit immer üblerer Hetze gegen Medien und „System“ nachlegen. Ein sehr unguter Abwärtszyklus mit absehbarn Folgen. Ich wundere mich seit langem, warum man diesen blaunen Randstreifen nicht einfach rechts liegen lässt und sich den wirklichen Problemen zuwendet, statt ständig Aufmerksamkeit auf ihn zu lenken. Man schaue sich einfach mal an, wie oft AfD’er zu Wort kommen oder über sie berichtet wird und wie oft Linke (nur um mal zwei ähnlich starke politische Kräfte heranzuziehen, und wahrlich ohne Hufeisentheorie)>

Ein Herr Y antwortet:

<"Die AfD’er und anderes rassistisches Gesocks" - diese Formulierung ist KEINE Hetze und entspricht den "Werten des Grundgesetzes". Und mit solchen Non-Hetzreden sollte "jede vernünftige Diskussion" beginnen, statt sie zu vergiften. - Toll! Das ist endlich mal ein klares Bekenntnis zu "rationaler Auseinandersetzung". Danke für diese Belehrung in Sachen Demokratie. War mir vorher nicht so geläufig!>

Darauf Frau X:

<zu früh gefreut. Ich habe mich lediglich der Wortwahl der ersten AfD’erin angepasst, die Formulierungen dieser Art sogar im Bundestag verwendet. Und selbstverständlich nur, um den AfD’ern durch Übernahme ihres eigenen Duktus leichter fasslich zu werden (obgleich natürlich die rassistische Komponente fehlt, was es wieder schwieriger machen könnte). Noch gestern hat der erste AfD’er im vollen Ornat seines Antes (also mit den Insignien des Ersten Jackett und der Ersten Jagdhundkrawatte angetan) diese Dialogform mit den Worten geadelt, man, also die AfD’er, habe damit überhaupt erst wieder den demokratischen Dialog eingeführt (bei Illner, zitiert aus der Erinnerung). Auch hier tradiere ich dir also nur aus dem Buch AfD’er. Es würde mich wundern, wäre dir das wirklich nicht geläufig, und es wundert mich, dass du das behauptest.>

Einen nebulösen Text als „Antwort“ zu produzieren, ist eine interessante, sozusagen ‚kreative‘ Form von Eskapismus gegenüber unliebsamer Argumentation, die eine Realität offenbart, mit welcher frau sich augenscheinlich nur höchst ungern ernsthaft auseinandersetzen möchte.

Ist verwandt mit No.47 – Touch-Turn-Talk, TTT, sowie mit No.18d – Abwehrmechanismen, speziell: leere Behauptung als Argument.

3. Beispiel

Ein aufschlussreicher Filmausschnitt von „phoenix vor Ort“ im Bundestag.

Er findet sich bei YouTube: „Alice Weidel bei der Generaldebatte zum Bundeshaushalt 2022 am 01.06.22“. Während ihrer dringlichen Rede herrscht (bis auf Bundeskanzler Scholz) allgemeines Nichtzuhören bei den Regierungsparteien.

Alice Weidel (AfD), ab 1:17 (Siehe Bild)

„Deutschland steckt in einer fundamentalen Wirtschafts- Finanz- und Staatskrise, die alles bisher Dagewesene übertrifft.“

01-Alice Weidel persönlich im Bundestag-560

 

Dann ab 2:42

„Die Krise, in der unser Land steckt, ist nicht vom Himmel gefallen sie ist politisch gemacht.“ Beachte jetzt exemplarisch das Bild, das ich hier aus dem Film zitiere bei 2:46, von völlig desinteressierten Parlamentariern der Grünen. Wer sich diesen Filmstreifen anschaut, wird noch etliche weitere solcher Ignoranz-Bilder auch von anderen Fraktionen finden. Und das bei der engagierten Rede einer geistig anspruchsvollen Persönlichkeit, die eindringlich und klar auf die bestehenden schweren Probleme hinweist, welche Frau Weidel der derzeitigen Regierungspolitik zuordnet – an der maßgeblich auch die Grünen beteiligt sind.

02-Grüne und Alice Weidel 01.06.22 - Bundestag-560

 

4. Beispiel

Generaloberst Guderian war zeitweilig, d.h. von August 1944 bis zum 28. März 1945, Chef des Generalstabs des Heeres – also des OKH in Zossen (50km südlich von Berlin). Als solcher war er in dieser Zeit für die ‚Ostfront‘ zuständig.

Die sowjetischen Divisionen standen nach der vollständigen Zerschlagung der dt. Heeresgruppe Mitte im Gefolge der Operation Bagration im Sommer 44  anschließend vor Warschau, an der Weichsel, bei Ostpreußen und Kurland. Dazu berichtet Heinz Guderian in seinem Buch „Erinnerungen eines Soldaten“, 18.Auflage, Stuttgart 2003, S. 346 ff.

<Wir rechneten mit dem 12. Januar 1945 als Angriffsbeginn. Die Überlegenheit der Russen betrug an Infanterie 11:1, an Panzern 7:1, an Geschützen 20:1. Bewertete man den Gegner im ganzen, so konnte man von einer etwa 15fachen Überlegenheit der Erdtruppen, von einer mindestens 20fachen in der Luft sprechen, ohne sich einer Übertreibung schuldig zu machen.> (S. 346)

<Ich fuhr am 24. Dezember nach Gießen und von dort ins Führerhauptquartier zum Vortrag.> (S. 347). [Hitler hatte sein ‚Führerhauptquartier‘ zu dieser Zeit in Ziegenberg (der ‚Adlerhorst‘ in der Nähe von Bad Nauheim), weil er sich primär auf die ‚Westfront‘, z.B. die Ardennenoffensive konzentrierte.]

<Bei dem Lagevortrag waren außer Hitler – wie gewöhnlich - der Feldmarschall Keitel, der Generaloberst Jodl, der General Burgdorf, und eine Reihe jüngerer Offiziere zugegen. Mein Vortrag schilderte die feindliche Gliederung und die Stärkeverhältnisse so, wie ich sie oben wiedergegeben habe. Die Arbeit meiner Abteilung Fremde Heere Ost war mustergültig und absolut zuverlässig. Ich kannte ihren Chef, den General Gehlen, lange genug, um ihn und seine Mitarbeiter, seine Methoden und seine Ergebnisse beurteilen zu können. Die Voraussagen Gehlens haben sich bewahrheitet. Das ist eine geschichtliche Tatsache. Hitler sah die Dinge anders. Er erklärte die Angaben der der Abteilung Fremde Heere Ost für Bluff. Er behauptete, die russischen Schützenverbände seien höchstens 7000 Mann stark, die Panzerverbände hätten keine Panzer. „Das ist der größte Bluff seit Dschingis Khan“ rief er aus. „wer hat diesen Blödsinn ausgegraben?“> (S.347) … <Seine immer merkwürdiger werdende Mentalität ließ ihn nun vermuten, daß der Gegner ihm gleichfalls nur Täuschungen vorführe, Potemkinsche Dörfer, und daß in Wirklichkeit die Russen voraussichtlich überhaupt nicht ernsthaft angreifen würden. Den Beweis für diese meine Behauptung erhielt ich beim Abendessen, bei welchem ich neben Himmler saß, dem Oberbefehlshaber des Ersatzheeres und zugleich der Heeresgruppe „Oberrhein“, … Himmler war sich seiner Bedeutung damals sehr bewußt. Er glaubte, ein ebenso gutes militärisches Urteil zu besitzen wie Hitler und natürlich ein viel besseres als die Generale. „Wissen Sie, lieber Generaloberst, ich glaube nicht, daß die Russen überhaupt angreifen. Das ist alles nur ein Riesenbluff. Die Zahlen Ihrer Abteilung Fremde Heere Ost sind maßlos übertrieben. Sie machen sich viel zu viel Gedanken. Ich bin fest überzeugt, daß im Osten nichts passiert.“ An dieser Naivität prallten alle Gründe ab.> (S. 348)

<Nach Rückkehr prüfte ich erneut mit Gehlen die Feindlage und erörterte mit Wenck und ihm die Aushilfen, die noch möglich schienen. Wir kamen zu dem Schluß, daß nur das Abbrechen aller Angriffshandlungen im Westen und die unverzügliche Verlegung des Schwerpunktes der Kriegführung nach dem Osten noch bescheidene Aussichten bieten könne, den russischen Großangriff aufzuhalten. Daher entschloß ich mich, am Silvesterabend erneut Hitler um den einzig möglichen Entschluß zu bitten und abermals nach Ziegenberg zu fahren.> (S. 349) … <Das Ergebnis der Reise ins Führerhauptquartier war abermals mager.> (S.350)

<Am 9. Januar 1945 war ich wieder in Ziegenberg, fest entschlossen, nicht nachzugeben und Hitler seine Verantwortlichkeit klar vor Augen zu rücken.> (S. 351)

<Gehlen hatte sehr sorgfältig die Unterlagen über die Feindlage ausgearbeitet, einige Karten und Schaubilder, welche die Kräfteverhältnisse veranschaulichten. Hitler geriet in großen Zorn, als ich diese Ausarbeitungen vorlegte, erklärte sie für „völlig idiotisch“ und verlangte, dass ich den Bearbeiter sofort in ein Irrenhaus sperren sollte.> … <Das Verlangen Hitlers, den General Gehlen abzulösen, lehnte ich schroff ab.> (S. 351)

<Alle Bemühungen, starke operative Reserven hinter den am meisten bedrohten Abschnitten der weit gespannten Ostfront bereitzustellen, waren an der Verständnislosigkeit Hitlers und Jodls gescheitert. [Jodl war seit 1942 zuständig für die Westfront.] Die vage Hoffnung, unsere genauen Nachrichten über den bevorstehenden russischen Großangriff könnten nur ein Riesenbluff sein, beherrschte die Simmung im OKW [=Oberkommando der Wehrmacht]. Man glaubte dort nur zu gern, was man wünschte, und verschloß die Augen vor der drohenden Wirklichkeit. Vogel-Strauß-Politik und Strategie!> (S. 351/352)

(Heinz Guderian wurde Ende März 1945 von Adolf Hitler entlassen.)

 

[Wer über den weiteren Verlauf des Krieges im Osten (seit dem Angriffsbeginn der Roten Armee am 12. Januar 1945) Schilderungen aus den Erlebnissen der damaligen ostdeutschen Bevölkerung erfahren will, dem empfehle ich die beiden Bände von Jürgen Thorwald: 1. Es begann an der Weichsel. 2. Das Ende an der Elbe. (geschrieben ab 1947)].

 

 

________________________________________

No. 44 – Etwas begründungslos oder substanzlos als ‚Selbstverständlich‘ hinstellen

________________________________________

Bedeutung (‚für sich‘)

Es besteht gruppendynamische Einigkeit darüber, wie etwas zu bewerten ist. Damit soll eine etwaige Gegenposition zur Ohnmacht verurteilt werden. Diese Einigkeit zu durchbrechen, würde einen ganz besonderen Kraftaufwand verlangen und würde denjenigen, der dies versucht, stark isolieren. Dieser gruppendynamische Vorgang dient also einerseits dazu, eine etwaige Opposition von vornherein mundtot zu machen und sich andererseits in der Wahrheit zu wähnen.

Haltlosigkeit (‚an sich‘)

    Ungerechtfertigte Zuordnung eines Elements zu einer Menge mit definierten Eigenschaften.

  • Unwahre Tatsachenbehauptung: Eine Behauptung gilt dann als falsch, wenn sie objektiv nicht wahr ist. Wenn also beispielsweise jemand behauptet, ein anderer hätte eine bestimmte Sache getan und dies tatsächlich nicht stimmt, so ist die Behauptung falsch. Wenn die Behauptung nicht durch Fakten belegt werden kann, so handelt es sich lediglich um eine (haltlose) Verdächtigung oder eine Unterstellung und kann somit nicht akzeptiert werden. Wenn eine Behauptung durch Fakten widerlegt werden kann, so ist sie offenbar falsch.
  • Die Objektivität der Darstellung wird durch diverse (zum Teil unbewusste) Tricks der Falschdarstellung des Sachverhaltes verhindert.
  • Verwendung der Fallacy argumentum ad populum, bei der etwas als wahr behauptet wird, einfach weil es der Meinung einer relevanten Mehrheit von Personen entspricht – am besten noch mit ‚Autoritätspersonen‘ angereichert.

1. Beispiel

Sender ‚RT-Deutsch‘ auf der Abschussliste

Ein Zeitungsartikel im Gießener Anzeiger vom 14.02.19, S.2, von Frank Schmidt-Wyk, hat denTitel: <Türöffner für russische Propaganda. Der frühere MDR-Chefredakteur Wolfgang Kenntemich soll sich als Lobbyist für den Sender RT Deutsch [Link ist tot] hergeben>. In diesem Artikel tauchen ständig Behauptungen ohne Nachweis als ‚Selbstverständlichkeiten‘ auf.

  • ... als Lobbyist beim deutschen Ableger „des russischen Propagandasenders RT“. Hier existiert keinerlei Nachweis oder Hinweis, inwiefern es sich tatsächlich um einen ‚Propagandasender‘ handelt.
  • Doch es dürfte schwierig werden, die Bedenken auszuräumen gegen einen Sender, der vom russischen Staat betrieben sowie finanziert wird „und der sein Programm an der Politik des Kreml ausrichtet.“ – Auch hier fehlt wiederum der Nachweis oder ein Hinweis, inwiefern der Sender ‚sein Programm an der Politik des Kreml ausrichtet‘.
  • Als eine Art gruppendynamischer Pseudobeleg wird eine Grüne Bundestagsabgeordnete Tabea Rößner zitiert. Für sie ist RT Deutsch „kein unabhängiges Medienangebot, sondern dient einzig Propagandazwecken und ist schon mehrfach mit der Verbreitung von Desinformation aufgefallen.“ Auch hier wieder kein Beleg oder Hinweis, wie sich das mit den ‚Propagandazwecken‘ darstellt. Und auch keinerlei Nachweis bzgl. ‚der Verbreitung von Desinformation‘.
  • Als weiterer gruppendynamischer Pseudobeleg dient der Chef des Deutschen Journalisten-Verbandes, dem es unverständlich ist, dass sich Kenntemich für „Putins Sprachrohr“ einsetzt. Auch hier wiederum keinerlei Beleg, inwiefern RT Deutsch ‚Putins Sprachrohr‘ ist.
  • Als nächster gruppendynamischer Pseudobeleg dient der SWR-Chefredakteur Fritz Frey, der sich verwundert zeigt, dass ein ehemaliger Kollege für ein Medienangebot arbeiten sollte, „das eindeutig als Propagandainstrument zu identifizieren ist.“

Nur leider fehlt hier wieder völlig ein Nachweis oder Hinweis, auf welche Weise es sich so wunderbar ‚eindeutig als ein Propagandainstrument identifizieren‘ lässt.

2. Beispiel

Es geht um den russischen Angriff auf die Ukraine 2022. Ein Interviewer im ‚Gießener Anzeiger behauptet:

„Krieg als Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln ist für uns so unvorstellbar und inakzeptabel geworden,

dass wir sie selbst einem autoritären Herrscher wie Putin nicht zugetraut haben.“

(Quelle: Gießener Anzeiger, 18.03.2022, S.22. Titel: „Putin ist bei Sinnen“. Der Gießener Psychoanalytiker Hans-Jürgen Wirth über Russlands erschreckend unberechenbaren Herrscher. – Das Interview führte Björn Gauges.)

Dass Krieg „für uns“ unvorstellbar geworden ist, ist selbstverständlich eine substanzlose Behauptung. Ich verweise nur auf einige Kriege der letzten 25 Jahre, wo selbst die USA oder sogar die Nato keine rein politische Lösung mehr gesehen haben, bzw. „Politik mit anderen Mitteln“ betrieben haben: Sog. Kosovokrieg 1999: Die Nato bombardiert (völkerrechtswidrig) Serbien. Afghanistan 2001-2021. Irakkrieg ab 2003. Libyen 2011. Kampf gegen den ‚Islamischen Staat‘ 2014.

 

 

________________________________________

No. 45 – Statische Festlegung eines ‚an-sich-Seienden‘

______________________________

Bedeutung (‚für sich‘)

Damit soll in der Regel eine diskriminierende Abwertung einer Person oder einer Sache sozusagen ‚für immer‘, und ‚endgültig‘ erreicht werden. Die Entwicklung der Person oder Sache wird dabei ignoriert, oder auch die historische Situation, in der etwas stattfand. (Hat Verwandtschaft zu N0. 35 „Entscheidende Differenzierung verhindern“).

Haltlosigkeit (‚an sich‘)

Unwahre Tatsachenbehauptung, diskriminierende Fehlinterpretation.

  • Ungerechtfertigte Zuordnung eines Elements zu einer Menge mit definierten Eigenschaften.
  • Die Objektivität der Darstellung wird durch diverse (zum Teil unbewusste) Tricks der Falschdarstellung des Sachverhaltes verhindert. Vor allem durch Ausblenden relevanter Tatsachen.

1.Beispiel

ef-Television - zu Besuch bei Klaus Rainer Röhl

## Bing (23.10.23)

Klaus Rainer Röhl (* 1. Dezember 1928 in Trockenhütte / Freie Stadt Danzig; † 30. November 2021 in Köln) war ein deutscher Journalist und Publizist. Er wurde ab den 1950ern als Mitgründer und Chefredakteur des Magazins Konkret sowie als Ehemann von Ulrike Meinhof bekannt. Anfang der 90er Jahre wandte er sich politisch dem Nationalliberalismus zu.

Er spielte eine führende Rolle in der Bewegung Kampf dem Atomtod von 1958, aus der heraus zahlreiche Studenten Redakteure von konkret wurden, unter anderem Ulrike Meinhof und Erika Runge. Weihnachten 1961 heirateten Röhl und Ulrike Meinhof.

In den Sechzigerjahren entwickelte er das Monatsmagazin „Konkret“ zum einflussreichsten linken Magazin dieser Zeit. Nach einer politischen Kehrtwende wandte er sich vom Kommunismus und linken Tendenzen ab.

 

ef Television – eigentümlich frei

Am 16.12.2013 veröffentlicht beiYouTube

 

Im Vorspann heißt es:

 

<Klaus Rainer Röhl, personifizierte deutsche Mediengeschichte, spricht über seine Zeitschriften „konkret", „das da (Avanti)", „New York New York" und „Jakob und Adele", über die Redakteure Stefan Aust, Henryk M. Broder, Rudi Dutschke, Jochen Steffen, Wolfgang Röhl und Ex-Ehefrau Ulrike Meinhof, über die Schriftsteller Peter Rühmkorf, Günter Grass und Harry Rowohlt sowie über die Literaturkritiker Karl-Heinz Bohrer, Marcel Reich-Ranicki und Helmuth Karasek.>

 

Bei den Kommentaren gab es folgende kurze Auseinandersetzung:

 

Tolkin Ringvor 5 Monaten

was soll dieser Bericht von einer Stunde denn zeigen ? Einen altgewordemen Salonstalinisten, der mal mit ner "verrücktgewordenen Journalistin" verheiratet war und nun noch polnische Bürger anstiftet, den Marsch auf Berlin zu machen...wie einst im Krieg..... ( als Held gesungen ).....Menschenskinder Röhl Sie haben doch echt'n Rad ab. das muss hier gelöscht werdem !!!!

Weniger anzeigen

ANTWORTEN

 

Manfred Aulbach vor 1 Tag (bearbeitet)

tolkin ring -> Sehe ich vollkommen anders: Ich bin sehr interessiert gewesen an der Darstellung. Ihre abwertenden Bezeichnungen taugen nicht viel, um der wahren Geschichte gerecht zu werden. Hier wird auch kein "polnischer Bürger" angestiftet, sondern es ist einfach ein frivoles Anti-Nazi-Lied. Röhl hat gerne allerlei Zeug gesungen zusammen mit anderen linken oder linksliberalen Kultur-Promis bei nächtlichen Besäufnissen in der Redaktion.

 

2.Beispiel

Hamed Abdel-Samad | Islam und Islamkritik (NZZ Standpunkte 2017)

Ein Interview mit der „Neuen Züricher Zeitung“ Am 15.03.2017 veröffentlicht bei YouTube

Bei den Kommentaren findet sich folgende Diskussion:

 

Edin Djecko vor 6 Monaten

Er hat ein Psycho klatsche weil er als kleines Kind von ein bäcker in den arschgefickt wurde⟃⇾⟃⇾⟃⇾ [3 Lach-Smilies]

ANTWORTEN

 

Manfred Aulbach vor 4 Tagen (bearbeitet)

@Edin Djecko -> Wenn hier jemand ne "Psycho klatsche" hat, dann Du selber! Hamed ist einer der geistig normalsten und intelligentesten Leute Deutschlands. Auf ihn als neuen Mitbürger können wir nur stolz sein!

Weniger anzeigen

ANTWORTEN

 


Edin Djecko
vor 4 Tagen

@Manfred Aulbach ⟃⇾⟃⇾⟃⇾ein Mann der auf seine Freundin losgeht ein Mann der beim Spielen mit den Nachbars jungen ne Latte kriegt ein mann der Glasscherben gefressen hat den feiert ihr ? Er verarscht euch er macht mit euch dummen almans nur Kohle ⟃⇾⟃⇾⟃⇾

ANTWORTEN

 

Manfred Aulbach vor 3 Tagen (bearbeitet)

@Edin Djecko -> Du hast leider keine Ahnung von psychisch-geistiger Entwicklung. Es ist doch fantastisch, mit welcher inneren Stärke sich Hamed aus der ganzen Scheiße seiner Kindheit und seinen späteren Krisen in Deutschland allmählich befreien konnte. Um schließlich geistige Höhen zu erklimmen, die Dir wahrscheinlich für immer verschlossen sein werden. Da fehlt Dir einfach das gewisse Etwas, und auch der Respekt, um sowas würdigen zu können!

ANTWORTEN

 

Edin Djecko vor 3 Tagen

@Manfred Aulbach keine Ahnung Er schreibt es selber in sein Buch

ANTWORTEN

Edin Djecko vor 3 Tagen

@Manfred Aulbach er steht auf kleine jungs steht in sein buch

ANTWORTEN

 

Manfred Aulbach vor 3 Tagen (bearbeitet)

@Edin Djecko -> Mein Freund, du hast vermutlich wenig Wissen von anspruchsvoller europäisch-amerikanischer Literatur. Zu einer Autobiografie, die was taugt, gehören keineswegs nur diejenigen Sachen, die mich in einem schönen Licht erscheinen lassen. Das wäre meiner Ansicht nach Ausdruck mangelnder Selbstreflexion. Dass Hamed sich tatsächlich mit vielerlei negativen und unausgegorenen Tatbeständen seines Lebens outet und auseinandersetzt (in seinem Buch "Abschied vom Himmel" veröffentlicht 2010), spricht für sein hohes Maß an Selbstreflexions-Fähigkeit. Und dies ist sicherlich ein wichtiger Grund für seine schließlich erreichte geistige Höhe. - Dass er "auf kleine jungs steht" wie Du so allgemein behauptest, ist mir neu. Soviel  ich aus dem Buch weiß, steht er als Erwachsener auf erwachsene schöne Weiber - und erzählt auch einiges dazu (beispielsweise als er in Japan ist). - Am Besten Du bringst das entsprechende Zitat mit Seitenangabe und auch noch den Kontext.

Weniger anzeigen

 

 

 

[Home] [Einleitung] [Inhaltsverzeichnis] [ausführliches Inhaltsvz] [Stichwortverzeichnis] [No.01  bis  No.05] [No.06  bis  No.10] [No.11  bis  No.15] [No.16  bis  No.20] [No.21  bis  No.25] [No.26  bis  No.30] [No.31  bis  No.35] [No.36  bis  No.40] [No.41  bis  No.45] [No.46  bis  No.51] [Methodologie] [Theorie]